Die vielen Spuren seines Lebens, Bilder, Bücher, Musik, Momente,
Gedanken und Gefühle werden uns immer an ihn erinnern.
Wir sind traurig, dass er von uns gegangen ist,
aber dankbar über die gemeinsame Zeit mit ihm.

Träger des Bundesverdienstkreuzes
Ehemaliger Direktor in den Musikverlagen Hans Sikorski
Ehemaliger Vorsitzender der Mozart-Gesellschaft Hamburg e.V.

 

Jürgen Artur Köchel

Art der Trauerfeier


Wann: 11.06.2021 Wo: Bochum-Stiepel Art der Trauerfeier: aufgrund der Corona-Pandemie im engsten Familienkreis

Ich würde gerne


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Kondolenzen


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    rote Rose Anja

Erinnerungen


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  • Lieber Jürgen, du warst mir eine große Herzensfreude. Wer dich kannte, wird dich missen.

    Hal Faust
  • Ich erinnere Jürgen Köchel als Vater meiner ersten Freundin. Mir gegenüber war er aufgeschlossen, tolerant und freundlich. Mit seiner Persönlichkeit verbinde ich Sensibilität, Einfühlsamkeit, einen hohen Bildungsstand, um den er kein Aufhebens machte. Er war angenehm unprätentiös und auf wohltuende Art unkonventionell. Ich unterstelle ihm, die Gerechtigkeit, z. B. in der Familie auf nichtstrafende Weise geliebt und gefördert zu haben.
    All das soll unbedingt in uns, die wir ihn kennen lernen oder ein Wegstück gemeinsam mit ihm zurücklagen durften, weiterleben.
    Ich bin überzeugt, dass er die traits zu einem brillianten Musikwissenschaftler in sich vereinte.

    Dr. Martin Gartenschläger
  • Wolfenbüttel: Mein Vater sang viel mit meiner Mutter und mir, Kanons und mehrstimmige Lieder. Als Kind lag ich gerne unter dem Cembalo, während er darauf spielte, und zu Weihnachten sangen wir dazu. Er arbeitete oft lang, fand aber abends meist noch die Zeit, uns eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen, was er mit großem schauspielerischem Einsatz tat. Am Wochenende gingen wir in den Wald, pflückten Brombeeren oder sammelten Pilze, und im Winter fuhr mein Vater Schlitten mit uns Kindern auf dem Schoß. Er brachte mir das Fahrradfahren bei, indem er hinter mir herlief und mein Fahrrad aufrecht hielt, und schon als Achtjährige machte ich meine erste Radtour mit ihm und meiner Mutter durch Dänemark.

    In Hamburg fuhr er oft rasant mit dem Auto, um eine drohende Verspätung abzuwenden, und wir Kinder liebten es, wir spornten ihn an, nannten das Auto „grüne Rakete“ und juchzten über jede Bodenwelle. Als Teenager hatte ich viele geistreiche und inspirierende Gespräche mit ihm über Philosophie, Religion, Kunst und Literatur. Er hat uns immer gefördert, uns alle Hobbys ermöglicht, an denen wir Interesse hatten, Turnverein, Musikunterricht, Tanzkurs usw., hat uns in Konzerte und Ausstellungen mitgenommen, und hat uns mit Kaviar, Hummer, und ausgewählten Naschereien bekannt gemacht. Er hatte einen Sinn für Ästhetik und erfreute uns mit schöner Kunst, Musik, und (teilweise unbequemen) Designer-Möbeln der Zeit. So nebenbei lernen wir Personen kennen, bei denen uns erst später bewusst wurde, dass sie bedeutende Künstler waren. Auf unseren Familienreisen mit ihm sahen wir viele Sehenswürdigkeiten in Europa.

    Technisch ging mein Vater mit der Zeit, und ich bekam als Kind einen der ersten tragbaren Kassettenrecorder mit Aufnahmefunktion. Noch im hohen Alter traute er sich an Computer und E-Mails heran und erlernte den Umgang damit. Er wagte sich auch an handwerkliche Herausforderungen und baute meinen Geschwistern ein stabiles Bett. Obwohl mein Vater 1925 geboren und noch mit ganz anderen Rollenbildern aufgewachsen war, unterstützte er in den 70er Jahren das Studium meiner Mutter. Er zeigte sich tolerant gegenüber verschiedensten Phasen meiner Teenagerjahre, ideale Gesellschaftsformen, Anti-AKW, Emanzipation, Meditation, vegetarisches Essen, er ließ mich meine Erfahrungen machen nach der Devise, jeder soll nach seiner Façon selig werden.

    Charakteristisch für meinen Vater waren neben seiner Toleranz sein freundliches und friedliches Wesen (im Zweifelsfall zog er sich eher zurück als zu streiten), sowie eine Offenheit und große Begeisterungsfähigkeit, die er sich bis ins hohe Alter erhielt. Die Familie war ihm ganz wichtig. Er gab mir immer ein Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit, gab uns Kindern Rückhalt, finanziell und in Form von tatkräftiger Hilfe beim Umzug. Er liebte und vertraute uns, da gab es nie einen Zweifel, und freute sich über das Zusammensein. Wenn er meine Hand drückte und in meine Augen blickte, war es ein reiner, ehrlicher Kontakt, der mir direkt in Seele und Herz ging. Letztes Jahr kam er in Hamburg trotz seiner Gebrechlichkeit nochmal die vier Treppen aus seiner Wohnung runter, um mich vor meiner Fahrt nach Berlin zu verabschieden. Das rührt mich sehr und mir kommen jetzt noch die Tränen. Er fehlt mir sehr.

    Silja
  • Mit Jürgen Köchel verbindet mich die Erinnerung an eine dreißigjährige verlegerische Zusammenarbeit, die von besonderer Kompetenz, Einfühlsamkeit und Verständnis für den künstlerischen Schaffensprozess geprägt war. Als Verlagsdirektor des Hauses Sikorski wirkte Jürgen Köchel weit über den üblichen Aufgabenkreis eines Lektors auch als Berater, Initiator und Begleiter neuer Projekte. Im Falle meiner Oper CELAN war er als dramaturgischer Ratgeber und Auffinder von Quellen des Dichters Paul Celan maßgeblich am Entstehen des Werkes beteiligt. Mit großem Spürsinn veröffentlichte er auch nach seinem Ausscheiden aus dem Verlag Texte Celans, die für das Verständnis seines Werks wichtig und wesentlich sind. Bei alledem ist mir Jürgen Köchels menschliche Zuwendung gegenwärtig, auch die vielen Gespräche über andere als nur die fachlichen Themen des Tages. Er hat nicht nur mir viel und Wesentliches gegeben und vermittelt!

    Prof. Dr. Peter Ruzicka
  • Jürgen Köchel kam mit dem Kreis der Mozart-Gesellschaft Hamburg in unser Haus. Seine Lebendigkeit, sein unbedingtes Interesse an der Welt und an Menschen, seine profunden und im Feuer der Begeisterung manchmal überbordenden Vorträge, seine Herzlichkeit, seine seelische und geistige Jugendlichkeit – dies alles verbinde ich mit ihm in großem Respekt. Unvergesslich auch die Ausstellung im Reinbeker Schloss, der ich gerne hinterher in andere Orte noch nachgefahren wäre – so einzigartig, persönlich und zugleich überpersönlich waren die Erinnerungsstücke an Jüdische Dichterinnen des 20.Jahrhunderts. Hoffentlich kann vieles seiner Schätze in wertschätzende Hände gelangen! Und wie schön, dass hier sein Lebenslauf zugänglich ist.
    In Dankbarkeit für alle bereichernden Begegnungen, Elisabeth Jöde

    Elisabeth Jöde
  • Jürgen Köchel lernten wir im Arbeitskreis Hamburger Komponistengesellschaften kennen (2012 u später) – einer Initiative, die der aufstrebenden Musikstadt Hamburg im Netz eine Plattform geben sollte.
    Zu den Treffen kam er mit Frau Böhrnsen und Herrn Dieterle, berichtete von den ‚Schätzen‘ in seiner Wohnung…das machte neugierig und hinterlässt die Frage, wo die Schätze inzwischen geblieben sind. Jürgen Köchel habe ich amüsant und souverän in Erinnerung – er würdigte Mozart in Hamburg….ohne großes Aufheben um seine Person zu machen. Wie schön, dass er ein so hohes Alter erreichen durfte.

    Ingeborg Steifensand, Gustav Mahler Vereinigung Hamburg e.V.
  • Für mich war Jürgen ein Mentor und Freund, der mich maßgeblich beim Aufbau meiner Beethoven-Sammlung unterstütze.
    Kontakt hatten wir in den 70er und 80er Jahren, dann erst wieder in der Mozart-Gesellschaft.
    Ich lernte Jürgen als einen genialen Menschen kennen, empathisch, grenzenlos hilfebereit, zugewandt und stets begeisterungsfähig. Seinem Enthusiasmus konnte man sich nicht entziehen.
    Ich bewunderte seine Gabe, Dinge und Ereignisse bildlich und detailreich darzustellen. So beschrieb er mir einmal auf einem Spaziergang die Generalprobe zu Schnittkes Faust derart, dass ich bei der Rundfunkübertragung jedes Bild genau und in Farbe vor mir sah.
    Die Geschichte von Suslins Katze kenne ich auch, allerdings in einer Variante. Die Katze wurde in der Jacke transportiert und erst bei der Einreise in Frankfurt kam es zu Komplikationen, die aber mittels einer „herzerweichenden Geschichte“ abgewendet wurden.
    Ich erinnere auch noch Jürgens Begeisterung, mit der er in der Spengel-Wohnung mittels eines Schwingschleifers und großer Hingabe den Flügel abschliff, der dann in der Lutterothstraße einzog. Während dessen saß ich mit Jorrit in der bereits ausgeräumten Wohnung auf dem Küchenfußboden; wir spielten „Stadt-Land-Fluss“.
    Ich bin sehr dankbar, dass ich Jürgen begegnet bin.
    Den Angehörigen entbiete ich meine aufrichtige Anteilnahme.

    Jutta Fürst
  • Ich habe Herrn Köchel, gemeinsam mit meiner Mozartfreundin, bei einem unserer Hamburg Besuche getroffen. Es war eine sehr interessante Begegnung, die uns immer in Erinnerung bleiben wird. Wir sprachen bei „Kartoffeln und Quark“ über unser gemeinsames Idol – Wolfgang A. Mozart. Sein Wissen rund um Mozart beeindruckte ungemein, es schien einfach unendlich. Jede unserer Fragen konnte er beantworten. Seine unterhaltsam Art und seine Begeisterung für Wolfgang war einfach ansteckend. Die Schilderung seiner Sammlung in seiner Hamburger Wohnung war faszinierend.
    Die Mozartwelt verliert mit Herr Köchel einen großen Schatz.
    Wir denken gern und ehrend an unsere Begegnung zurück und sind froh, dass wir ihn persönlich kennen lernen durften
    Steffi Grigo /Sächsische Mozart-Gesellschaft, Freundeskreis Waldenburg

    Steffi Grigo
  • Ich kannte ihn nur von einigen Telefonaten, in denen ich ihn zu Mozarts Biographie befragte und war immer wieder geblendet von soviel Detailwissen und seiner Energie und seinem Engagement, dieses mitzuteilen. Hoffentlich wird Jürgen Köchels enormer Nachlass in Ehren gehalten. Er hinterlässt eine große Lücke. Es bleibt ein Trost, bzw. eine Hoffnung: Möge er nun dem Wolferl persönlich begegnen und rausfinden, ob er wirklich so aussah wie auf Edlingers umstrittenem Gemälde (da hatten wir damals eine Meinungsverschiedenheit). Ruhen Sie in Frieden, Herr Köchel!

    Manuel Reiprich
  • Wir haben uns in den 1980er Jahren bei einem der vielen Musikfeste mit neuer Musik in der ehemaligen Sowjetunion kennen gelernt und Anfang 1990 auch gemeinsam an einem Buch gearbeitet. Ich habe Jürgen sehr geschätzt, viele Begegnungen mit ihm sind mir unvergesslich und gehören für mich zu den besonders wertvollen Erinnerungen. Ich werde immer mit Hochachtung und Dankbarkeit an ihn denken.
    Hannelore Gerlach, Berlin

    Hannelore Gerlach
  • 1000 lustige und schöne Momente: Wenn er uns selbst erfundene Geschichten erzählte; wie wir die Hunde durch die DDR nach Berlin schmuggelten; er für Neele einen Papagei aus Italien nach Hamburg brachte; er 5km Rückwärts lief, weil es nach 15 km Marsch um eine Bucht in Schottland vorwärts wegen der Blasen in den neuen Schuhen einfach nicht mehr ging; die -zig Wanderungen, die in einem Desaster endeten und deshalb zu dem geflügelten Wort „es ist wieder ein Köchel“ führten; der Camping Urlaub, auf dem die Provianttasche direkt vor unserem Zelt gemopst wurde; die rasanten Autofahrten, die immer ein wenig zu schnell waren; die wahnsinnige Hilfsbereitschaft; die Treffsicherheit, mit der er, als er meinen Umzug vom Saarland nach Hamburg selbst machte, mit dem LKW alle Baken an der Autobahnkurve mitnahm bis ich die Augen schloss; die Freude über die Enkel und Urenkel; dass Du mich hier noch besucht hast. Paps, ich vermisse Dich!!! Deine Anja

    Anja
  • 3 Städte, 3 Lieben

    BERLIN: Kindheit, Jugend und junger Mann
    Jürgen Artur Köchel wurde am 04. November 1925 in Berlin Spandau als zweites Kind des Lehrer-Ehepaares Arthur Köchel (* 11.04.1896) und Charlotte Hirthe (*28.01.1897) geboren und protestantisch getauft.

    Als Kind war er anfangs von schweren Krankheiten (Anginen und Lungenentzündungen) und Operationen geplagt und hatte wegen seiner häufigen Krankenlager viel Zeit im Haus verbracht.

    Zu den beiden jüngeren Geschwistern seiner Mutter, Tante Käthe, die in Steglitz mit ihrem Mann ein gut florierendes Feinkostgeschäft betrieb, und Onkel Hans, der als Diplom-Ingenieur Schmelzöfen für Metall-Legierungen konstruierte, hatte Jürgen ein sehr enges, vertrautes Verhältnis. Onkel Hans, der als Single stets in der elterlichen Wohnung einwohnte, las den Geschwistern Karin und Jürgen stundenlang aus Märchen- und Abenteuerbüchern vor und weckte seine Affinität zum geschriebenen Wort. Zu seiner 4 Jahre älteren Schwester Käthe hatte er auch wegen des Altersunterschieds und einer sehr unterschiedlichen Lebensauffassung nur schwer den rechten Kontakt gefunden. Erst im Pensionsalter fanden die Geschwister Wege zu einem besseren und innigeren Verständnis.

    Wichtig für beide Kinder waren die Aufenthalte im 1925 von den Eltern erworbenen größeres Wald-grundstück in Falkensee, zehn Kilometer westlich von Spandau. Hier wurde ein stabiles Ferienhaus errichtet, das von der Familie nicht nur in den Schulferien, sondern auch an vielen Wochenenden besucht und bewohnt wurde. Jürgen berichtete von den Märschen mit dem von Onkel Hans entworfenen Bollerwagen nach Falkensee. Die bald entstandenen Anpflanzungen bescherten reiche Obst- und Gemüseernten, verlangten aber auch ständige Pflege und Kultivierung. Die Geschwister halfen beide viel im Garten und Falkensee war für beide Kinder der Ort für ein engeres Miteinander und für die Entwicklung einer intensiven Naturliebe. Jürgen bezeichnete sich später als gläubig und war bekam seine Konfirmation.

    Jürgens Vater war Lehrer für Deutsch und Sport in der Seeberger Schule. Er war ein „Macher“ und entwarf die dortige Turnhalle, arbeitete in den Ferien zusätzlich als Bademeister und war in verschiedenen Vereinen tätig. Er regte sogar eine Radiosendung „Morgengymnastik“ an, die täglich morgens ausgestrahlt wurde und nahm 1936 an den olympischen Sommerspielen teil. Vom Vater angespornt und gerade wegen der anfänglichen gesundheitlichen Problematik hielt sich Jürgen gerne in freier Natur auf und kräftigte seine Lungen mit Singen und Langlauf-Training in der Spandauer Kaserne. In Falkensee lief er immer die Hitzeberge auf und ab und wurde schließlich Gebietsmeister im 2000- und 5000-Meter-Lauf.

    Jürgen absolvierte die Grund- und Oberschule, erhielt Klavierunterricht und wurde Pimpfen-Führer. Diese Jugendzeit war für ihn eine sehr schöne Zeit, noch Jahrzehnte später berichtete er von Eigenarten und Spitznamen seiner Freunde und Schulkameraden.

    Von der Kriegszeit sprach Jürgen nur wenig. Seine Klasse wurde für den Brandbombendienst eingesetzt, sie mussten Brandbomben von den Dächern werfen. Er konnte vor der Einberufung nur ein Not- Abitur absolvieren. Er war ein exzellenter Schütze und als Sanitäter einer Flugstaffel zugeordnet, die in Griechenland stationiert war. Nur durch einen glücklichen Umstand entging er einer Verlegung nach Russland. In dieser Zeit stand neben dem Beruf die Sorge um die Familie und sich selbst im Mittelpunkt. Während die geräumige Wohnung der Familie unzerstört blieb, mussten Versorgungsengpässe überwunden werden. Sein Vater, der kein glühender Nationalsozialist war, entging der Einbindung in die politischen Ströme dadurch, dass er sich von der Familie trennte und außerhalb Berlins als Bademeister arbeitete. Gegen Kriegsende verließen auch Mutter und Schwester das zerbombte Berlin, um sich in Sicherheit zu bringen. Nach einer Flucht vor der Roten Armee in die britische Zone folgte im Juli 1945 die Rückkehr Aller nach Berlin.

    Nach dem Krieg ging es für Jürgen vor allem um seine berufliche Entwicklung. Auch weil er aus einer Lehrerfamilie stammte, fiel die Wahl auf das Lehramt. Da das Not-Abitur nicht anerkannt wurde, musste es in Wilmersdorf wiederholt werden. Er studierte im Osten der Stadt Berlin an der Humboldt-Universität Germanistik und Musikpädagogik auf Lehramt. In diesen Jahren lernte er seine erste Liebe und damalige Verlobte Rita kennen. In dieser Zeit mussten jedoch auch die Schwierigkeiten der Nachkriegs-, Wiederaufbau- und Besatzungsjahre, wie auch die spezielle Problematik der West-Berliner Blockade zu überwunden werden. Nach Trennung Berlins in Ost und West mussten die Abschlüsse von Rita und Jürgen im Westen wiederholt werden. Rita und Jürgen verband die Liebe zur Musik, 1948 und 1949 waren sie aktiv im Rupenhorner Singkreis. Aufgrund von Missverständnissen und Intervention seiner Eltern zerbrach das Verlöbnis mit Rita. 1949 wurde der erstgeborene Sohn Andreas geboren und Rita zog mit ihm zu Ihrer Schwester nach Steglitz.

    Ab 1952 fand eine Stellung als Referendar und später Lehrer in der Schule an der Jungfernheide für die Fächer Deutsch und Musik. Er war auch Chor- und Oratoriensänger und als solcher in Europa auf Reisen. Dies bezeichnete er später als seine prägenden Jahre. Unter seinem Pseudonym Jörg Morgener wurden 8 Lieder im Möseler Verlag veröffentlicht. Nach einigen Jahren lernte Jürgen 1957 seine zweite Liebe Edda kennen, damals seine Schülerin, später seine Frau. Mit dem Motorroller wurden Urlaube in den Skandinavischen Ländern gemacht. Noch in Berlin wurde 1960 Tochter Silja geboren.

    Später hat Jürgen weiterführend Verlagswirtschaft studiert und wechselte nach zehnjähriger Lehrtätigkeit 1963 zum Möseler Musikverlag in Wolfenbüttel, in dem er zunächst als Werbeleiter arbeitete. Dort und in Braunschweig war er auch Musikkritiker lokaler Zeitungen. 1964 wurde Tochter Anja und 1967 Sohn Jorrit geboren.

    HAMBURG: Beruflicher Aufstieg
    1969 wechselte Jürgen in den Musikverlag Sikorski in Hamburg. Die Familie führte im Hamburger Vorort Nienstedten und im Wochenendhaus im ländlichen Zernien ein ausgefülltes Familienleben und wurde später noch durch zwei Hunde, Sally und Pussili, bereichert.

    In Hamburg übernahm er bald als Verlagsdirektor die künstlerische Leitung. Im Rahmen der Verlagsleitung förderte er mit außergewöhnlichem auch privatem (!) Einsatz junge deutsche und russische Komponisten. Hier sei die Renovierung der Wohnung Schnittke erwähnt, ebenso wie der Schmuggel des geliebten russischen Kätzchens der Familie Suslin im Aktenkoffer aus Russland nach Deutschland. Es folgte die Edition barocker, klassischer und moderner Werke, eine intensive Mitarbeit bei der Planung und Durchführung deutsch-russischer Musikfestivals in der BRD und in Russland.

    Nach Trennung von Edda 1981 lebte er längere Zeit allein, intensivierte in dieser Zeit sein berufliches Schaffen. 1985 erhielt Jürgen das Bundesverdienstkreuz für seinen Einsatz zur Förderung deutsch-russischer Kulturbeziehungen. 1979 bis 1991 war er Herausgeber und Redakteur der Programmhefte des Radio-Sinfonie Orchesters Berlin, 1990 bis 1995 in gleichen Funktionen beim Festival Kissinger Sommer.

    Sein Schaffen war vielfältig: Komposition von Kinderliedern und Liedern nach Texten deutscher Dichter. Übersetzung europäischer und israelischer Lieder und Chöre. Deutsche Übersetzungen und Nachdichtungen von 15 Opern und Oratorien sowie weiteren Vokalwerken. Vorträge und Aufsätze
    vor allem zur Thematik des Schaffens von Mozart, Schostakowitsch, Schnittke und Gubaidulina.
    Aufbau mehrerer Privatsammlungen mit den Hauptthemen Mozart (Fachliteratur, Früh- und Erstdrucke), Werke russischer Komponisten, deutsche, russische und deutsch-jüdische Lyrik des 20. Jahrhunderts. Mehrere Mozart-Ausstellungen, Ausstellung des lyrischen Schaffens von vierzig deutsch-jüdischen Dichterinnen (240 Lyrikausgaben von 1900 bis 2000). Er war sogar Herausgeber eigener Bücher.

    Er galt als Mozart-Spezialist und gründete 2003 eine Mozart-Gesellschaft in Hamburg, die er bis 2016 leitete. In diesem Zeitraum 32 Vorträge zu Mozarts Person und Schaffen, zahlreiche Konzerte mit eigenen Werkeinführungen.

    BOCHUM:
    Auf einer Studienreise nach Südfrankreich 1991 begegnete er seiner dritte Liebe Ingrid. Längere Zeit war dies eine Fernbeziehung, bis er seinen Hauptwohnsitz nach Bochum verlegte. Bis weit über sein Rentenalter hinaus arbeitete er bis zum stattlichen Alter von 80 Jahren (2005) als Verlagsdirektor.

    Mit Ingrid bereiste er viele Länder, er arbeitete mit Ihr in ihrem wunderschönen Garten, beide teilten vielfältige kulturelle Interessen und wurde auch in Ihrer Familie ein sehr geschätztes Mitglied und wurde in alle Familienaktivitäten eingebunden.

    In hohem Alter konnte er noch einiges zum Guten wenden und adoptierte mit über 80 Jahre seinen erstgeborenen Sohn Andreas.

    Noch vor 5 Jahren schrieb er an einen früheren Schulkameraden voller Stolz und Liebe:

    „Du weißt, dass mich Dein Schreiben bei guter Gesundheit und in erfreulichen Lebensumständen erreicht hat. Ich habe vier Kinder, mein ältester Sohn Andreas lebt mit seiner dänischen Familie in der Nähe von Kopenhagen. Er hat Filmregie in Babelsberg (damals DDR) studiert und hat bis vor kurzem Filmfestivals in Dänemark und anderen europäischen Ländern organisiert und parallel dazu
    die entsprechenden dickleibigen Kataloge gestaltet (ein Hobby, mit dem er dem Talent seines Vaters folgt – ich bin auch ein begeisterter Katalogmacher und habe (als Direktor eines Musikverlages)
    diverse Kataloge gestaltet und Konzertprogramme verfasst und (als Leiter einer Agentur) mit einträglicher Werbung herausgebracht.
    Tochter Silja ist Toningenieurin beim RBB, Tochter Anja als Leiterin des Krebsregisters in der Uniklinik Aachen beschäftigt, Sohn Jorrit arbeitet als versierter Fernsehtechniker beim NDR Hamburg. Ich war 20 Jahre lang mit einer Sozialpädagogin und späteren Bewährungshelferin verheiratet (eine ehemalige Schülerin von mir), geschieden seit 1981.
    Zehn Jahre später lernte ich auf einer Studienreise nach Südfrankreich meine jetzige Lebensgefährtin Ingrid kennen, mit der ich nun bereits seit 25 Jahren (die ersten 8 Jahre nur an Wochenenden) zusammenlebe. Sie hat sich 1991 von ihrem Mann (einem Professor der Ruhr-Universität Bochum) getrennt, die Ehe wurde vor 10 Jahren geschieden. Ingrid hat drei Kinder (3 Mädchen): Antje, die inzwischen als studierte Designerin mit ihrem Mann das größte Konfektionskaufhaus in Bochum leitet, Bärbel ist leider mit 30 Jahren 2008 an Krebs verstorben, Bettina ist als Umweltwissenschaftlerin in der Nähe von Lauenburg in einem Agrarministerium tätig. Soweit meine Familiengeschichte.“

    KRANKHEIT:
    Seine Zuckerkrankheit nahm zu, er konnte die Stellung seiner Füße nicht mehr spüren. Dies gipfelte Ostern 2018 in einem Autounfall ohne Personenschaden, direkt vor der Polizeiwache in Hattingen. Ab diesem Moment wurde der Wirkungskreis kleiner, noch kleiner nach der komplizierten Fraktur, die er sich im Herbst des gleichen Jahres in der Nacht zu seinem 93. Geburtstag zuzog. Doch Jürgen war zäh und kämpfte sich aus dem Rollstuhl zurück: Erst die Treppe hinauf zum Fernseher in den ersten Stock, dann – durch Ingrid unterstützt – wurden die Trainingsrunden mit dem Rollator wieder weiter. Die Kinder konnten 2019 und 2020 noch zwei wundervolle Urlaube mit ihm an der Nordsee verbringen. Im Jahr 2020 schaffte er es sogar noch in seine im 4. Stock gelegene Hamburger Wohnung, um einiges zu Ordnen. Leider nahm Mobilität und Gedächtnis weiter ab. Der erste Schlaganfall im Februar 2021 machte eine Umsiedlung in das Altenheim am Luttergarten notwendig. Hier fühlte er sich nicht heimisch und wähnte sich immer in Berlin. Nach nur knapp 3 Monaten ereilte ihn in der Nacht vom 23.04. ein zweiter, schwererer Schlaganfall, dessen Folgen ihn nach nur 10 Tagen gnädig und sanft versterben ließen.

    Wir denken an Jürgen als einen gesunden, fröhlichen, naturverbundenen, musikliebenden, starrsinnigen und zähen Menschen, einen liebenden Partner und Vater.

    Lebenslauf